Leitartikel von BIM Wolfgang Eder in Friseur Aktiv Dezember 2022
Geschätzte Kolleginnen, geschätzte Kollegen!
Wir sehen dem Ende eines Jahres entgegen, das es so schon lange nicht mehr gegeben hat. Die Unsicherheiten, die uns Corona brachte, sind gewichen und ganz neue Anforderungen haben Einzug gehalten.
Trotz vieler Probleme liegt es an uns selbst, die positive Sicht nicht zu verlieren. Die Meldungen über Rekordsummen an offenen Einkaufstagen, Rekordbesuche in den Schigebieten, die gut gebuchten Restaurants, all das sind Zeichen, die meine positive Grundeinstellung stützen.
Krisen fordern neue Konzepte
Im Lauf der Geschichte gab es immer wieder Krisenzeiten. Wer erinnert sich an die Öl-Krise der 1970er Jahre mit Autofahrverbot, Kreditzinsen bis zu 14%, die schwierige Lehrstellensituation Anfang der 1980er Jahre, den Balkankrieg in den 90ern, die Bankenkrise 2008? All diese unruhigen Zeiten haben wir letztendlich gut überstanden. Änderungen der Unternehmenskonzepte, Umstrukturierungen, neue Dienstleistungen und vieles mehr waren erfolgreiche Strategien aus der Krise. Jetzt stehen wir wieder vor einer Herausforderung. Wer mutig einen neuen Weg findet, wird auch in Zukunft Erfolg haben.
Die Auswirkungen der hohen Inflation machen auch vor unserer Branche nicht halt. Immense Kostensteigerungen in allen Bereichen veranlassen den redlichen Geschäftsmann zu neuer Kalkulation. Viele von uns haben jedoch Bedenken, die daraus resultierenden höheren Dienstleistungspreise auch wirklich an den Kunden zu verrechnen. Doch sehen wir uns um, in den allermeisten Bereichen werden die höheren Kosten weitergegeben und die Preise erhöht – und die Nachfrage steigt sogar. Die Hotels sind ausgebucht, der Liftkartenvorverkauf ist über dem Niveau von 2019, Weihnachtsmärkte sind gut besucht und der Handel jubelt. Warum soll es bei uns anders sein?
Mut und Selbstvertrauen
Einen ehrlichen Preis für unsere Dienstleistung zu verlangen, hat etwas mit Selbstvertrauen zu tun. Wenn Sie sich fragen, ob Ihre Kunden den Preis noch bezahlen werden, beobachten Sie doch deren Konsumverhalten, Planungen für den Sommer, Kauf von teuren Freizeitartikel, Treffen mit Freunden in Lokalen. Wenn es gelingt, den Besuch bei uns Stylist:innen als ebenso essentiell und wertvoll für das Leben zu verankern, dann können wir mit Zuversicht in die Zukunft blicken.
Wert unserer Dienstleistungen
Zum guten Ansehen einer Branche gehört auch das Lohnniveau für die Mitarbeiter:innen, bei dem nicht in der Freizeit mit „Schwarzarbeit“ noch dazu verdient werden muss. Ordentliche Gehälter bei ordentlicher Leistung, das ist eine der Voraussetzung für ein glänzendes Bild eines Berufes. Und das ist unsere Dienstleistung allemal wert! Ein Weg zur gleichmäßigen Besteuerung von Arbeit, die durch Menschenhand geleistet wird, im Vergleich zur maschinell gefertigten Arbeit muss gefunden werden. Ja, auch der Gesetzgeber ist verpflichtet hier ordentlich umzudenken.
Die Forderungen der Bundesinnung, die immer wieder zu den entsprechenden Stellen getragen werden, finden Sie im Blattinneren. Ebenso den Stand unserer steten Bemühungen zur Reduzierung der Mehrwertsteuer. In all diesen Belangen wünschte ich mir, die Bundesinnung wäre ein Teil der Gesetzgebung.
In den vergangenen Wochen fanden schon vorgezogen die Lohngespräche statt. Damit wollten wir Planungssicherheit schaffen und die Möglichkeit geben, früh genug auf notwendige Preisanpassungen hinweisen zu können. Der Leitgedanke bei den Verhandlungen war, uns nicht als Jammerer, sondern als eine moderne und vorausdenkende Branche darzustellen. Ein besonderer Erfolg, wenn man die Verhandlungen in anderen Sektoren vergleicht, ist die Vereinbarung über Teuerungsprämien und der schon abgeschlossene Kollektivvertrag mit Wirkung ab 1. April 2023.
Für die großartige Unterstützung bei diesen herausfordernden Verhandlungen bedanke ich mich bei meiner Kollegin und Stellvertreterin KommR Silvia Rupp sowie Dr. Karl
Reiff und Mag. Jakob Wild als Fachmänner der WKO. Ebenso gebührt mein Dank allen Mitglieder:innen des Bundesinnungsausschusses, die diesen Abschluss mitgetragen haben.
Ich. Mach. Schön.
Ein weiteres, positives Statement für die Zukunft der Friseur- Branche in Österreich haben wir in den vergangenen Monaten gesetzt: Mit der neuen Werbekampagne Ich.Mach.Schön. zeigen wir unseren Kundinnen und Kunden, aber auch der Jugend wie trendig und angesagt der Beruf Friseur:in & Stylist:in ist. Das ist besonders wichtig, weil uns laut Prognosen der Fachkräfte- und Lehrlingsmangel noch länger beschäftigen wird. In den letzten sechs Jahren hat unsere Branche ein Drittel weniger Lehrlinge ausgebildet. Es ist die Aufgabe von uns allen, durch konstruktives Handeln unseren Beruf wieder attraktiv zu gestalten. Arbeitsklima, Ausbildung aber auch Entlohnung sind dabei wesentlichen Faktoren.
Ich lade Sie dazu ein, die neuen Werbemittel der Kampagne zu nutzen, die Infos finden Sie unter https://www.friseure.at/ downloads/. Ihre Landesinnungen sind bei Fragen wichtige Ansprechpartner, die gerne mit Rat und Tat beiseite stehen.
Ich wünsche Ihnen ein erfolgreiches und gesundes, neues Jahr!
Ihr Bundesinnungsmeister KommR. Mst. Wolfgang Eder
© WKO Bundesinnung der Friseure 2022